Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über das Thema Pension und WLAN geschrieben, der auf großes Interesse gestoßen ist. Nun möchte ich mich der wichtigen Thematik Sicherheit und Ordnung in einer Pension widmen. Obwohl ich selbst keine eigene Pension betreibe, stehe ich in engem Austausch mit meinem Vermieter und guten Freund, der eine Pension führt. Gemeinsam beraten wir uns regelmäßig, um effektive Lösungen für auftretende Probleme zu finden. Meine Vorschläge und Ideen basieren daher auf wertvollen Erfahrungswerten, die ich aus dieser Zusammenarbeit gewonnen habe.
In den letzten fünf Jahren hat sich das Konzept einer Pension erheblich gewandelt. Es ist heute wichtiger denn je, den gewünschten Kundenstamm klar zu definieren. Früher boten Pensionen im mittleren Preissegment eine breite Gästemischung – von jungen Singles auf Wochenend-Städtetrips, über Vertreter verschiedener Branchen mit Terminen vor Ort, bis hin zu Familien mit Kindern. Heutzutage sehe ich eine klare Aufteilung in zwei Kategorien: Pensionen für Familien und Privatgäste sowie Pensionen für beruflich reisende Gäste wie Gastarbeiter, Monteure und Vertreter.
Für beide Kategorien kann ich eine Maßnahme empfehlen, die sowohl zur Sicherheit als auch zur Ordnung beiträgt: die Videoüberwachung. Diese kennt man normalerweise eher aus Supermärkten als aus Pensionen. Wichtig ist dabei, dass nur die Gemeinschaftsräume wie Küche und Flur sowie die Außenbereiche wie der Parkplatz und die Grundstücksflächen der Pension überwacht werden. Die gebuchten Zimmer, ebenso wie Badezimmer und Toiletten, dürfen selbstverständlich nicht überwacht werden.
Welche Nutzen bringt die Videoüberwachung?
Der Nutzen der Videoüberwachung hängt stark vom Anwendungsfall und der Art der Gäste in der Pension ab. Ein Beispiel kann dies besser verdeutlichen:
Überwachung in der Küche: Hier möchte ich auf die beiden Kategorien zurückgreifen, die ich anfangs erwähnt habe. Bei Gästen, die hauptsächlich aus Familien und Privatpersonen bestehen, reicht eine einfache Überwachung aus. Diese Gäste bringen in der Regel ein verantwortungsbewusstes Verhalten mit und werden kaum Probleme verursachen, wie etwa den Diebstahl von Lebensmitteln aus dem Kühlschrank.
Bei Gästen aus dem Bereich der Leiharbeiter und Gastarbeiter könnte es jedoch sinnvoll sein, die Überwachung mit mehreren Kameras vorzunehmen. So könnte man beispielsweise den Bereich der Kühlschränke und den Bereich der Müllentsorgung (Stichwort Abfalltrennung) überwachen, um potenziellen Problemen vorzubeugen.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass dies keinesfalls eine generelle Vorverurteilung von Leiharbeitern und Gastarbeitern sein soll. Verschiedene Personen, die in einer Pension für beruflich reisende Gäste waren, können jedoch bestätigen, dass es gelegentlich zu Problemen kommen kann. Dazu gehören unter anderem eine nicht funktionierende Abfalltrennung oder eine verschmutzte Küche. Als Betreiber einer Pension möchte man natürlich den Verursacher des Problems finden, um den anderen Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu gewährleisten.
Aus diesem Grund kann eine erweiterte Überwachung mit mehreren Kameras notwendig sein. Es ist jedoch sehr wichtig, dass überall in den Gebäuden und auf dem Grundstück der Pension auf die Videoüberwachung hingewiesen wird, damit die Gäste darüber informiert sind. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dies umzusetzen: Man kann Schilder bestellen, die auf die Videoüberwachung hinweisen, oder diese auch selbst ausdrucken.
Wo sollten die Kameras zur Überwachung angebracht werden?
Wie bereits erwähnt, sollte die Überwachung in den Gemeinschaftsräumen erfolgen, also beispielsweise in der Küche, den Fluren der Pension, den Eingangsbereichen und den Außenbereichen wie dem Parkplatz. Die genauen Standorte hängen von den spezifischen Räumlichkeiten der jeweiligen Pension ab und davon, wie effektiv die Videoüberwachung genutzt werden kann. Es ist dabei wichtig sicherzustellen, dass die Kameras keine privaten Bereiche einsehen. Beispielsweise sollte eine Kamera, die den Flur überwacht, so ausgerichtet sein, dass keine Einblicke in die vermieteten Zimmer möglich sind. Oftmals kann man dies durch Einstellungen in der Software des Kamera-Systems erreichen, indem private Bereiche nicht aufgezeichnet oder verpixelt werden.
Man muss auch darauf achten, wo sich im Gebäude Steckdosen befinden, da die meisten Kameras Strom benötigen. Es gibt jedoch auch Kamerasysteme, bei denen die Stromversorgung über das Netzwerkkabel erfolgt (Power over Ethernet, PoE). Welche Option besser geeignet ist, hängt vom jeweiligen Anwendungsfall ab.
Welches Kamera-System sollte man nutzen?
Der Markt für Videoüberwachung ist breit gefächert und bietet verschiedene Systeme. Daher empfehle ich, sich vor Ort von einer Fachfirma beraten zu lassen. Die örtlichen und baulichen Gegebenheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl des passenden Systems, und eine Fachfirma kann den jeweiligen Anwendungsfall besser beurteilen. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich zu WLAN-Kamerasystemen raten. Wenn es die baulichen Gegebenheiten zulassen, sind auch Systeme, bei denen die Übertragung über Netzwerkkabel erfolgt, eine gute Option. Die Aufzeichnung sollte auf einem Recorder erfolgen; von Cloud-Lösungen rate ich ab.
Ich habe WLAN-Kamerasysteme verwendet, die über ein separates WLAN-Netz die Übertragung zum Recorder sicherstellen. Je nach baulichen Gegebenheiten und der Anzahl der Kameras kann es notwendig sein, mehrere Recorder zu nutzen. Zwar haben die Kameras heutzutage eine gute WLAN-Reichweite, jedoch ist diese auch begrenzt. In meinen Beispielinstallationen habe ich Recorder mit jeweils einer 2 TB Festplatte verbaut, die sich an verschiedenen Standorten in den Gebäuden befinden. Je nach System und Recorder können bis zu 16 Kameras pro Recorder gleichzeitig aufgenommen werden. In meinem Fall haben 8-Kanal-Recorder ausgereicht. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Cloud-Systemen ist, dass die Aufzeichnung auch bei einem Internetausfall fortgesetzt wird, da die Kameras keinen ständigen Internetzugang benötigen.
Aber natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass man über das Internet auf die Kameras zugreifen kann, wenn man beispielsweise nicht selbst vor Ort ist. Da lassen sich über die Software des jeweiligen Systems, verschiedene Zugriffe einrichten. Auch sind natürlich Alarmmeldungen möglich, welche man auf dem Smartphone erhält. Da kommt es immer auf das jeweilige Systems des Herstellers an, welche Zugriffe und Optionen gibt.
Die Anschaffungskosten können je nach System, Kamera und Optionen stark variieren. In meinem Beispielfall wurde Hardware aus dem mittleren Preissegment verwendet. Eine typische Outdoor-Kamera kostet etwa 90 bis 130 Euro, eine Indoor-Kamera etwa 60 bis 90 Euro. Die Kosten für einen Recorder liegen bei etwa 100 bis 130 Euro, und eine 2 TB Festplatte kostet zwischen 50 und 80 Euro. Diese Preise dienen als aktuelle Beispiele.
Eine genaue Preisschätzung kann ich nicht geben, da die Preise je nach Hersteller und Qualität variieren. Angenommen, man möchte ein System mit zwei Outdoor-Kameras und zwei Indoor-Kameras, inklusive einem Recorder und einer 2 TB Festplatte, und die Übertragung soll via WLAN erfolgen, muss man etwa mit 500 Euro Anschaffungskosten für die Hardware rechnen. Dieses System benötigt keinen ständigen Internetzugriff und die Aufzeichnung sowie Sicherung erfolgen lokal auf dem Recorder.
Fazit: Eine Videoüberwachung kann viele Vorteile bieten, indem sie einen allgemeinen Überblick ermöglicht. Pensionsbetreiber wissen, dass sich nicht alle Gäste an die Regeln halten, wie etwa vernünftige Abfalltrennung, Lärmschutz oder allgemeines Benehmen. Um solche Problemfälle schnell klären zu können, sind Beweisaufnahmen sehr hilfreich. Aus meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass die Aufnahmen bereits mehrfach nützlich waren, sei es um einen Diebstahl nachzuweisen oder um einen Gast auf Regelverstöße, wie die Missachtung der Abfalltrennung, hinzuweisen.
Im nächsten Teil der Artikelserie werde ich auf das Thema Hausordnung für Gäste eingehen.
26.05.2024, Maik Schwertle