Vor fünf Jahren habe ich meinen ersten Artikel über E-Roller geschrieben und sie damals als "Fortbewegungsmittel der faulen Leute" bezeichnet. Diese Meinung hat sich bis heute nicht geändert, und die Realität auf unseren Straßen bestätigt meinen Eindruck. In diesem Artikel möchte ich eine Bilanz ziehen, was E-Roller wirklich bringen und welche Probleme mit ihrer Nutzung in Städten wie Gütersloh verbunden sind.
E-Roller in der Praxis: Vom Mietobjekt zum Privatbesitz
Anfangs waren E-Roller vor allem als Mietfahrzeuge auf den Straßen zu sehen. In den letzten Jahren hat sich das Bild jedoch geändert: Immer mehr Menschen kaufen sich privat einen E-Roller, da die Preise durch günstige Importe gesunken sind. In Städten wie Gütersloh gehören sie mittlerweile zum Straßenbild – vor allem bei jüngeren Menschen. Doch mit der zunehmenden Verbreitung kommen auch Probleme ans Licht, insbesondere in Bezug auf die Verkehrssicherheit.
Mangelnde Verkehrserziehung und Aufsicht
Es fällt auf, dass viele E-Roller-Fahrer – vor allem junge Menschen und Jugendliche – sich kaum an die Verkehrsregeln halten. Sie fahren auf der falschen Straßenseite, zu zweit auf einem Roller oder ignorieren Straßenschilder. Die mangelnde Verkehrserziehung wirft Fragen zur Aufsichtspflicht der Eltern auf. Es gibt sicherlich Eltern, die ihre Kinder verantwortungsbewusst erziehen, aber oft sieht es so aus, als fehle es an grundlegenden Verkehrskompetenzen. Eine wirksame Kontrolle durch die Polizei findet leider selten statt, was zu einer Kultur der Regelverletzungen beiträgt.
Die unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr
Die Missachtung der Verkehrsregeln durch E-Roller-Fahrer kann gefährlich werden. Ein Beispiel aus meinem eigenen Erleben: Fast wäre ich mit einer E-Roller-Fahrerin kollidiert, die auf dem Fußgängerweg Vorfahrt beanspruchte. Zwar sind 15 km/h nicht besonders schnell, aber selbst bei dieser Geschwindigkeit kann es zu schweren Verletzungen kommen – besonders für körperlich eingeschränkte Personen. Hinzu kommt, dass viele Fahrer während der Fahrt Kopfhörer tragen oder sogar ihr Smartphone bedienen. Diese Unachtsamkeit im Straßenverkehr ist besorgniserregend und erhöht das Unfallrisiko erheblich.
E-Roller als Symbol der Bequemlichkeit
E-Roller wurden einst als umweltfreundliche Alternative und praktische Lösung für kurze Strecken beworben. Doch in der Realität scheint der Nutzen begrenzt. Gerade bei jungen Menschen fällt auf, dass viele E-Roller nutzen, um sehr kurze Distanzen zurückzulegen – Strecken, die man leicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen könnte. Ein aktiver Lebensstil wird durch die Bequemlichkeit des E-Rollers oft vernachlässigt. Warum sich körperlich betätigen, wenn man für den Weg zum Supermarkt den Roller nehmen kann?
Vergleich zu früher: Der Moped-Führerschein als Maßstab
In meiner Schulzeit war es populär, nach bestandener Prüfung mit einem Moped zur Schule zu fahren. Ein entscheidender Unterschied zu den heutigen E-Rollern: Für ein Moped war ein Führerschein erforderlich. Dieser zwang junge Fahrer, sich mit den Verkehrsregeln auseinanderzusetzen. Bei E-Rollern fehlt diese Hürde, und es stellt sich die Frage, wie viele der heutigen Fahrer eine solche Prüfung überhaupt bestehen würden. Ein "Führerschein light" könnte hier Abhilfe schaffen – eine einfache Schulung zu Verkehrssicherheit und -regeln.
Wo bleibt der tatsächliche Nutzen?
Es gibt sicherlich sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für E-Roller, etwa für die "letzte Meile" vom Bahnhof zur Arbeitsstelle. Doch diese sinnvollen Anwendungen gehen oft in der allgemeinen Bequemlichkeit unter. Viele Nutzer scheinen sich keine Gedanken über die ökologischen und wirtschaftlichen Kosten der Roller zu machen, obwohl die Rohstoffgewinnung für Motoren und Akkus problematisch sein kann. Das Argument, man handle umweltfreundlich, weil man auf den Bus verzichtet, überzeugt nur selten.
Probleme mit Leih-E-Rollern und deren Nutzung
Ein weiteres Problem sind die Leih-E-Roller, die oft wahllos abgestellt werden und andere Verkehrsteilnehmer behindern. Das mutwillige Entsorgen von Rollern in Seen oder Flüsse ist ein weiteres Ärgernis, das härtere Strafen erfordert. Auch das Missachten von Verkehrsregeln sollte stärker sanktioniert werden – bloße Ermahnungen scheinen wenig Wirkung zu zeigen.
Fazit: Zeit für mehr Verantwortung und klare Regeln
Nach fünf Jahren E-Roller bleibt mein Urteil skeptisch. Der potenzielle Nutzen wird häufig durch Bequemlichkeit und mangelnde Rücksichtnahme der Nutzer untergraben. Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten und die tatsächlichen Vorteile von E-Rollern herauszustellen, sind strengere Kontrollen, eine bessere Verkehrserziehung und möglicherweise ein einfacher Führerschein erforderlich. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickelt.
13.09.2024, Maik Schwertle